Nennt man Cannabis auch Dronabinol?
Medizinisches Cannabis wurde in Deutschland im Jahre 2017 legalisiert. Davor hatte die Heilpflanze meist den Ruf, dass sie lediglich von kiffenden Jugendlichen heimlich konsumiert wird, und sie völlig high davon werden. Natürlich gibt es diese Seite von Cannabis, aber die andere ist eben die medizinische Wirkung, die sie hat. Und somit haben sich viele Patient*innen erst nach der Legalisierung überhaupt mit den verschiedenen Darreichungsformen von medizinischem Cannabis beschäftigt. Neben den Blüten, die geraucht oder verdampft werden können, gibt es Tropfen, Öle und eben auch spezielle Fertigarzneien. Diese werden meist aus dem speziell dafür hergestellten Dronabinol.
Was genau ist Dronabinol?
Dronabinol ist lediglich der pharmakologisch verwendete Name für THC. Es ist ein leicht gelbliches und klebriges Öl, das auf ärztliche Anweisung hin, zu einem Arzneimittel angefertigt wird. Das sind zum einen 2,5%ige ölhaltige Tropfen und zum anderen Kapseln in den Größen 2,5mg, 5mg und 10mg. Für die Herstellung der Tropfen und Kapseln verwenden die Herstellungsfirmen meist Sesamöl. Deutsche Herstellungsfirmen sind THC Pharm® aus Frankfurt und Bionorica Ethics® aus Neumarkt. Sie stellen Dronabinol aus Faserhanf her. In den USA wird Dronabinol ausschließlich synthetisch hergestellt und für die Zubereitung der Fertigarznei Marinol® genutzt.
Dronabinol ist quasi ein Cannabisöl, welches aber nicht zu verwechseln ist mit CBD-Öl.
Wie wirkt Dronabinol?
Die Wirkungsweise ist sind die gleichen, wie sie von dem Cannabiskonsum bekannt sind: Es wirkt beruhigend, krampflösend, appetitsteigernd, brechreizlindernd, stimmungsaufhellend, schmerzlindernd und es verstärkt die schmerzlindernde Wirkung von Opioiden. Daneben hat das Dronabinol auch eine positiven Wirkung auf den Augeninnendruck. Dieser kann sich durch die Einnahme der Arznei senken, was auch das gewünschte Ergebnis der Einnahme ist. Die pharmakologischen Effekte von Dronabinol sind Abhängig von der eingenommen Dosis und werden von jedem*r Patient*in unterschiedlich wahrgenommen.
Die Dosierung der Arzneien
Da Dronabinol so leicht und einfach zu dosieren ist, gelangt es zu immer mehr Beliebtheit bei den Anwendern.
Die Verordnungshöchstmenge für Dronabinol liegt bei 1000mg in 30 Tagen. Aber eine verbindliche Vorgabe zur Dosierung gibt es derzeit noch nicht. Denn die tägliche Dosis ist abhängig von der Indikation und der Verträglichkeit des Patienten auf die Arznei. Meist liegt die Tagesdosis zwischen 5 bis 30mg. Üblicherweise startet der*die Patient*in mit einer Einzeldosis von 2,5mg täglich. Dann steigert der*die Patient*in die Dosis langsam, bis er*sie die Dosierung mit dem best möglichen therapeutischem Effekt gefunden hat.
Das fällt von Patient*in zu Patient*in ganz unterschiedlich aus, auch wenn er*sie an der selben Erkrankung leiden. Wegen der häufig sedierenden Wirkung von THC, startet man mit der Eindosierung vorzugsweise morgens. Dies wird in der Regel gut vertragen, da kaum subjektiv wahrnehmbare Wirkungen hervorgerufen werden, welche die Psyche beeinflussen. Es ist wichtig, dass die Eindosierungsphase langsam verläuft. Denn Dronabinol ist reines THC, wovon der*die Patient*in natürlich high werden kann.
Vor allem zu Beginn einer Dronabinol- Therpaie, sollte der*die Patient*in regelmäßige, engmaschige Termine bei dem*der Arzt*Ärztin vereinbaren, und auch einhalten. Denn mit einer regelmäßigen Kontrolle, kann man auf unerwünschte Nebenwirkungen schnell reagieren und die Dosis dementsprechend anpassen.
Welche Fertigarzneien gibt es?
- Das wohl bekannteste Cannabis Medikament, ist das Mundspray Sativex®. Es ist sehr einfach in der Anwendung und leicht zu dosieren. Sativex® ist ein Spray, welches eine eine Kombination aus THC und CBD enthält. Die Cannabinoide werden in Form von Sprühstößen inhaliert.
- Canemes® ist eine Kapsel, die den Wirkstoff Nabilon enthält, und oral eingenommen wird.
- Das weltweit bisher einzige Dronabinol-Fertigpräparat ist das in den USA hergestellte und auch nur dort zugelassene Medikament, Marinol®. In Deutschland besteht die Möglichkeit, Marinol® als Arzneimittel zu importieren. Es wird als THC-haltige Kapsel geliefert. Der Import ist allerdings etwas aufwendig, daher verwenden Ärzt*innen und Patient*innen Marinol® hierzulande kaum.
Häufige Einsatzmöglichkeiten von Dronabinol
Bei folgenden Krankheiten oder Krankheitsbildern wird eine Cannabis-Fertigarznei häufig eingesetzt und zeigt sehr positive Wirkungen:
- Übelkeit, Erbrechen bei Chemotherapien, sowie bei Hepatitis C, und Migräne
- Appetitlosigkeit bei verschiedenen Krankheitsbedingungen
- Spastiken und Muskelkrämpfe bei Multiple Sklerose oder zum Beispiel einer Querschnittslähmung
- Spastiken nach einem Schlaganfall
- Schmerzen im Rückenbereich sowie Bandscheibenprobleme, aber auch bei Verspannung der Rückenmuskulatur
- Kopfschmerzen wie Spannungskopfschmerzen, Migräne und Clusterkopfschmerzen
- weitere Schmerzen wie zum Beispiel Phantomschmerzen, Neuralgien, Menstruation, Arthrose und Arthritis
- Bewegungsstörungen wie beim Tourette-Syndrom, Dystonie und Parkinson
- Allergien, Juckreiz und weitere verschiedene Entzündungen
- Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Hyperaktivität und ADHS
- Impotenz
- Abhängigkeit von Alkohol oder Opiaten
- Schlaflosigkeit
- verwirrten Verhalten bei Alzheimer
- Magen-Darm Erkrankungen wie Entzündung der Magenschleimhaut, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Reizdarm und Durchfall
- Erhöhter Augeninnendruck: Glaukom
- Asthma
- Epilepsie
Leider ist es heutzutage immer noch nicht einfach eine*n Arzt*Ärztin zu finden, der*die sich mit medizinischem Cannabis auskennt. Viele haben keine Erfahrung oder wissen nicht, für welche Krankheit welche Sorte eingesetzt werden kann. Auch die Krankenkassen übernehmen häufig die Kosten nicht. Aber mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland, haben sich die einige dieser Thematiken hoffentlich erledigt. Um sich bis dahin unterstützende Hilfe zu holen, ist es sinnvoll einen Sachverständigen für medizinisches Cannabis zu kontaktieren.
Quellen Häußermann Klaus/ Grotenhermen Franjo /Milz Eva (Februar 2017): Cannabis, Arbeitshilfe für die Apotheke, 1. Aufl., Deutscher Apotheker Verlag Internationale Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin. Kanaturia THC Medikamente.