Die Hanfpflanze ist weltweit bekannt, hauptsächlich wegen ihrer berauschenden sowie heilenden Wirkung. Neben dieser hat Hanf einige andere interessante Eigenschaften. So kann sie beispielsweise optimal beim Bau eines Hauses eingesetzt werden. Hanfbaustoffe sind klimaneutral und nachhaltig. Weitere Informationen rund um das Bauen mit Hanf, die Vor- und Nachteile sowie die Kosten gibt es in diesem Artikel.
Hanf – Eine alt bekannte Nutzpflanze
Unterschiedliche Teile der Hanfpflanze wurden bereits in der Antike als Heilmittel eingesetzt. Aus den Hanffasern wurden im Mittelalter Waffen und später Papierwaren hergestellt. Auch Kleidung, Seile und Taue sowie Verbandmittel beinhalteten Hanf. Zudem fanden Hanfsamen, Hanfnüsse und das daraus gepresste Hanföl in der Ernährung Anwendung. Doch ebenso wurde die vielseitige Pflanze bereits seit Jahrhunderten als natürlicher Baustoff benutzt.
Bauen mit Hanf Vorteile und Nachteile
Durch den Fortschritt geriet die Pflanze mit ihren unzähligen positiven Eigenschaften in Vergessenheit. Langsam kommt der schnell nachwachsende Rohstoff Hanf wieder zum Vorschein und findet neben anderen Sektoren ebenfalls in der Baubranche seinen Platz. Die Pflanze hat einiges zu bieten. Es folgt eine Übersicht über die Vor- und Nachteile beim Bauen mit Hanf.
Bauen mit Hanf Vorteile:
– ressourcenschonend
– Wärmespeicher
– schwer brennbar (z.B. Hanfbeton, Hanfziegel)
– langlebig
– gute Schalldämmung
– wiederverwertbar
– energieeffizient
– gutes Raumklima
– steril
– antistatisch
– feuchtigkeitsregulierend
– chemiefreier Anbau möglich
– schimmelfest
– robust
– frei von Schädlingen
Bauen mit Hanf Nachteile:
– Hanfdämmung ist leicht entflammbar ohne einer vorherige Behandlung
– Baustoffe teils schwer erhältlich
– höhere Kosten in der Anschaffung
– hält Druck kaum stand, daher nicht tragend
Welche Baumaterialien aus Hanf gibt es?
Diverse Hanfbaustoffe werden aus der Hanfpflanze hergestellt. Dazu zählt die Hanfdämmung, der Hanfkalk oder der Hanfziegel. Im folgenden werden weitere Details zu den jeweiligen Eigenschaften und Einsatzgebieten erklärt.
Hanfdämmung:
Aufgrund der eingeschlossenen Luft zwischen den Hanffasern verfügt der Baustoff über eine gute Dämmfähigkeit. Zusätzlich kann Hanf aktiv Wärme speichern.
Als Dämmmaterial kommen lose Hanffasern oder in Matten gepresste Fasern zum Einsatz. Die Hanfdämmung kann bei der Dachdämmung, der Innen- und Außendämmung oder bei hinterlüfteten Fassaden genutzt werden.
Je nach Situation eignet sich die Hanfdämmung auch lose oder in Form von Platten bei der Dämmung von Raumdecken und Fußböden. Praktischerweise füllen die losen Fasern problemlos Hohlräume rund um Türen, Fenstern oder Rohre.
Professionell verbaut wird die Dämmung keiner dauerhaften Feuchtigkeit ausgesetzt, sodass das Schimmeln der Hanfdämmung auch wegen der in den Fasern enthaltenen Kieselsäure nicht möglich ist.
Der bittere Geschmack der Pflanze dank der fehlenden Proteine halten Schädlinge fern, weshalb die Dämmung sich lange hält.
Hanfkalk:
Der ebenfalls unter Hanfbeton bekannte Baustoff besteht aus den holzigen Reststücken des Hanfstängels, den Schäben, und einem Bindemittel aus Kalk.
Hanfbeton ist in Form von Steinen, Pulver oder als Fertigbauteil erhältlich. Er eignet sich somit gut für die Nutzung in Dächern und Böden oder als Dämmputz an den Wänden.
In Steinform werden aus dem festen Hanfbeton Wände. Da er jedoch wenig druckfest ist, kann die Verwendung für tragende Wände nur in Kombination mit einem Ständerwerk erfolgen.
Hanfziegel:
Hanfziegel bestehen häufig aus einem Gemisch verschiedener Teile der Hanfpflanze und Lehm. Lehm ist ähnlich wie Hanf feuchtigkeitsregulierend. Die Feuchtigkeit wird untereinander ausgetauscht und schnell weitergegeben. Die natürlichen Ziegel sind fest, beständig und frei von Schadstoffen.
Die Ziegel sorgen wie andere Baustoffe aus Hanf für eine gute Wärmedämmung und absorbieren zudem Schall.
Andere Baustoffe, die zu einem großen Teil aus Hanf hergestellt werden, sind Hanfverbundplatten als Alternative zu schwerem Verbundholz und verschiedene Lasuren, Farbe und Lacke auf der Basis von Hanföl.
Das Baugewerbe und sein Einfluss auf die Umwelt
Der Bausektor verbraucht einen großen Teil an Ressourcen und Energie. Er zählt mit ungefähr 40 Prozent als einer der Hauptverursacher für den hohen Energieverbrauch. Etwa die Hälfte aller Abfälle hat ihren Ursprung im Baugewerbe und circa 30 Prozent der CO2-Emissionen entstehen aufgrund der Baubranche. Dabei werden Häuser in der Europäischen Union im Durchschnitt nur 30 bis 50 Jahre lang genutzt.
Wird ein Gebäude abgerissen, zählen die verbauten Materialien zum Sondermüll. Entweder lassen sich die genutzten Baustoffe nicht mehr trennen oder der Trennungsprozess wäre zu aufwendig.
Eine steigende Nachfrage an natürlichen Baustoffen wie Hanf oder Lehm ist gut für die Umwelt und das Klima.
Auswirkungen der Hanfbaustoffe auf die Umwelt
Während des Wachstums der Hanfpflanze bindet sie eine große Menge an Kohlenstoffdioxid und wandelt etwa die Hälfte davon in bodenverbessernden Humus um. Die CO2-Bilanz dieses natürlichen Baustoffes ist daher negativ. Für die Umwelt bedeuten Bauten aus Hanfbaustoffen eine Reduzierung des Kohlenstoffdioxidgehalts in der Luft.
Die Hanfpflanze wächst schnell und kann dank ihres starken Wachstums zwei mal jährlich geerntet werden. Sie braucht wenig Wasser und aufgrund ihrer Höhe und der dichten Blätter hat es Unkraut schwer zu wachsen. Auf den Einsatz von Pestiziden kann somit verzichtet werden. Die langlebigen Baustoffe sind außerdem wiederverwertbar und insgesamt ökologisch unbedenklich.
Bauen mit Hanf Kosten
Die Kosten der diversen Hanfbaustoffe variieren. Der Preis für die Hanfdämmung liegt etwas über denen von Mineral- und Steinwolle, im Mittelfeld. Dank regionaler Förderungen, beispielsweise durch die KfW, ist es jedoch möglich einen geringeren Kostenaufwand als bei dem Erwerb von Glaswolle zu haben. Es empfiehlt sich daher, eine Förderung anzufragen.
Pro Quadratmeter kostet der Dämmstoff in Form von Matten oder Platten zwischen 10 und 35 Euro. Hier kommt es auf Typ und Dicke des Baustoffes an.
Die Kosten von Hanfsteinen belaufen sich auf 30 bis 130 Euro pro Quadratmeter. Auch hier ist der Preis stark abhängig von der Größe des Steins.
Nicht gepresster, loser Hanf kostet je nach Anbieter 2 bis 5 Euro pro Kilogramm.
Auf den ersten Blick sind die „Bauen mit Hanf“ Kosten höher im Vergleich zu den günstigen Alternativen. Ein klarer Vorteil ist allerdings die Nachhaltigkeit des Rohstoffes Hanf. Die Materialien sind sehr lange haltbar und sind, falls sie nicht recycelt werden, unbedenklich biologisch abbaubar.
Quellen https://www.haus.de/bauen/hanfdaemmung-29533 https://www.hanf-magazin.com/nutzhanf/baustoffe-aus-hanf/oekologisch-bauen-mit-hanf/ https://de.wikipedia.org/wiki/Hanfhttps://www.hanfingenieur.de/know-how/hanfkalk/technische-eigenschaften/ https://www.hanf-magazin.com/nutzhanf/baustoffe-aus-hanf/