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Wie Cannabis zum legalen Medikament wurde

hier sind alte Apotheken Fläschen auf einem Glasregal zu sehen. In diesem Beitrag wird beschrieben, wie Cannabis zum legalen Medikament wurde.

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der Cannabibliothek

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Wie Cannabis zum legalen Medikament wurde

Die Cannabisgeschichte ist im Allgemeinen eine sehr umfassende und interessante Geschichte. In dem Beitrag „Die Cannabisgeschichte vor 6000 Jahren“ kannst du zum Beispiel nachlesen, was Cannabis für die Chinesen bedeutete und wie sich die Geschichte entwickelt hat. Früher konnten die Menschen kaum ohne den Nutzhanf leben. Er war für sie allgegenwärtig und sie bauten daraus ihre Häuser, sie nähten darauf ihre Kleidung oder stellten Schiffstaue her. Das Öl aßen sie und sie verwendeten Cannabis als Medikament.

Im Laufe der Geschichte veränderte sich allerdings die Einstellung zu Cannabis. Die Menschen benötigten keine Pflanzen mehr, um Kleider herzustellen und um sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Die Industrialisierung sorgte dafür, dass Cannabis als lebensnotwendiger Rohstoff immer mehr verdrängt wurde und sich die Pflanze fast nur noch als Droge in der Gesellschaft verbreitete. Alle gesundheitlichen Vorteile schienen vergessen und Cannabis war teilweise nicht mehr legal erhältlich. Doch das sollte sich wieder ändern. Erfahre, wie Cannabis zum legalen Medikament wurde.

Zwei Ärzte berichteten über ihre Erfahrungen

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereisten die zwei europäischen Ärzte, O ́Shaughnessy und Aubert Roche, Afrika und Asien. Sie beobachteten die Menschen und deren Haschisch-Verwendungen und brachten diese Erfahrungen und Erkenntnisse mit nach Europa. Aubert Roche schrieb unter anderem ein Buch, in dem er die Möglichkeit erwähnte, Haschisch zur Behandlung der Pest und des Typhus zu verwenden. Dieser Glaube beruhte auf seiner Beobachtung, dass Ägypter, die sich Haschisch gönnten, weniger anfällig für Krankheiten zu sein schienen, von denen die Europäer betroffen waren.

Dieser und weitere Berichte über die medizinischen Anwendungen von Cannabis bewirkten, dass sich die Europäer und Amerikaner verstärkt mit dem Einsatz von Cannabis als Medikament und Arznei beschäftigten.

Mit der medizinischen Empfehlung in der dritten Auflage des U.S. Pharmacopoeia (Arzneibuch für die Vereinigten Staaten) im Jahre 1851 wurde Cannabis somit als Arznei standardisiert. Das war der Zeitpunkt, an dem Cannabis zum legalen Medikament ernannt wurde. Einige Empfehlungen waren unter anderem die Behandlung von Rheuma, Nervenschmerzen, Depressionen, Anfallsleiden und Regelschmerzen. Die vierte Auflage der U.S. Pharmacopeia führte schließlich sogar die Herstellung von Extrakten und Tinkturen und deren Einsatzgebiete auf.

Auch in Deutschland befasste man sich mit Cannabis als Medikament

eine Pipette tropft einen Tropfen in ein Braunglas. Cannabis in der MedizinEtwa zur selben Zeit schrieb ein Erlanger Autor in seiner Doktorarbeit im Jahre 1856 über den Einsatz des medizinischen Cannabis. Er stelle die Risiken und Chancen bei der Anwendung dar und forderte, dass ein standardisiertes Produkt zur Verfügung stehen sollte. Die medizinische Anwendung sowie das Wissen über den Rausch nach einem Cannabiskonsum breitete sich schnell aus.

Somit wurde 1872 die Anwendung und der Verkauf von Hanf reguliert. Außerdem wurde der indische Hanf der Apothekenpflicht unterstellt und somit in die Liste der Drogen und chemischen Präparate aufgenommen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Cannabispräparate zu gängigen Arzneimitteln geworden. Cannabis konnte als Medikament legal in den Apotheken gekauft werden, und zwar von jedem und ohne Rezept.

Verstärkt wurden Produkte wie Cannabinon und Cannabin als Schlaf- und Schmerzmittel, als Aphrodisiakum und als Mittel gegen Neuralgien, Rheumatismus, Hysterie, Depressionen, sowie Delirium tremens und Psychosen eingesetzt. Führende Hersteller dieser Arzneien war damals die Firma Merck in Darmstadt.

Die Forschung in der Pharmaindustrie ging weiter. Man fand sich nicht mehr einfach mit pflanzlichen Heilmitteln ab und es wurden chemisch-synthetische Arzneien wie z. B. Aspirin® erstellt. Diese drängten nach und nach die Cannabisarzneien vom Markt. Unter anderem durch die Anti-Cannabis-Kampagne, die in den USA zugange war, änderte sich die Einstellung zu Cannabis als Medikament und bald darauf wurde die Pflanze zur illegalen Droge erklärt.

Die Wiederentdeckung von Cannabis als Medizin

Wie Cannabis zum legalen Medikament wurde

Wie kam es, dass Cannabis als legales Medikament wiederentdeckt wurde? Das Herzblut zahlreicher Wissenschaftler und Forscher ist die Antwort.

Wissenschaftlich und medizinisch erforscht werden konnte Cannabis erst, als man seine Bestandteile wie THC, Terpene und CBD entdeckte. Dieser Erfolg ist Raphael Mechoulam zuzusprechen, der häufig auch als der Urvater der Cannabinoide beschrieben wird. Er isolierte 1964 als erstes THC und ebnete somit den Weg, Cannabis zu erforschen.

Auch die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems ist Mechoulam zuzuschreiben. Heute sind ein Großteil aller wichtigen Erkenntnisse rund um die Hanfpflanze dem israelischen Forscher zuzuschreiben, der an der Hebräischen Universität Jerusalem seine Forschung betrieb. Seinen Erkenntnissen und Experimenten ist es maßgebend zu verdanken, dass wir das medizinische Potenzial der Cannabispflanze wiederentdeckt haben.

Hände mit Handschuhen behandeln eine Cannabispflanze mit einer Pinzette
medizinisches Cannabis

Ein weiterer Arzt und Cannabisforscher darf insbesondere in Deutschland nicht vergessen werden: Dr. med. Franjo Grotenhermen. Für seine Arbeit im Bereich Cannabis wurde er mit seiner eigenen Dokumentation namens „The Doctor“ geehrt. Er ist Vorsitzender und Gründer der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin. Diese Gemeinschaft hat erfolgreich dafür gekämpft, dass Patienten in Deutschland Cannabismedikation erhalten können, trotz Illegalisierung als Betäubungsmittel. Schlussendlich war es die Leistung dieser Gruppierung, dass Medizinalcannabis im März 2017 legalisiert wurde. Dr. med. Franjo Grotenhermen nahm auch beim CanG. eine wichtige Rolle ein. So war er etwa beteiligt an der Arbeitsgruppe Führerschein, welche einen neuen Verkehrs-Grenzwert von 3.5 ng THC je Milliliter Blutserum vorgeschlagen hat.

Nun weißt du, wie Cannabis zum legalen Medikament wurde. Der Weg ist schon etwas konfus. Zuerst war die Pflanze ein lebensnotwendiger und für alle zugänglicher Rohstoff und dann hat es einige Jahrhunderte gedauert, bis es ein legales Medikament und für jedermann erhältlich wurde. Nur ein paar Jahrzehnte später wurde Cannabis dann zur illegalen Droge erklärt. Erst in den letzten Jahren wurde Cannabis für medizinische Zwecke und immer häufiger auch für den Freizeitgebrauch legalisiert.

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