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Wird die Legalisierung in Thailand wieder vollständig zurück genommen?
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Legalisierung in Thailand: Warum das Cannabis-Experiment scheiterte

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der cannabib

Die Legalisierung in Thailand war eine kleine Sensation und ein großer Hoffnungsträger. 2022 wurde Thailand das erste Land in Asien, das Cannabis legalisierte. Was nach einem großen Fortschritt für Konsumenten, Bauern und Unternehmer klang, entwickelte sich schnell zum unkontrollierten Selbstläufer.

Heute, drei Jahre später, rudert das Land zurück: Wer Cannabis kaufen möchte, braucht jetzt ein ärztliches Rezept. Für viele fühlt sich das an wie ein Rückschritt – oder wie ein Umweg, den auch Deutschland längst kennt.In diesem Artikel zeigen wir dir, was in Thailand schiefgelaufen ist, was die neuen Regeln für Einheimische und Touristen bedeuten und warum das Ganze auch für die deutsche Debatte rund um Cannabis spannend bleibt.

Kam die Legalisierung in Thailand letztendlich doch zu schnell?

Die Legalisierung in Thailand war ein mutiger Schritt. Ziel war es, den Schwarzmarkt einzudämmen, die Landwirtschaft zu stärken und Touristen anzulocken. Doch die Politik legte das Fundament für die neue Cannabis-Welt deutlich zu schnell – ohne sich um die nötigen Regeln zu kümmern.

Innerhalb weniger Monate entstanden im ganzen Land über 18.000 lizenzierte Cannabis-Shops (Quelle: Bloomberg). Besonders in beliebten Touristengebieten wie Bangkok, Pattaya oder Chiang Mai reihten sich die grünen Neonschilder aneinander. Shops, Cafés, Hanf-Spas und Cannabis-Festivals schossen aus dem Boden.

Doch was viele als Aufbruch in eine liberalere Zukunft feierten, entpuppte sich schnell als unübersichtlicher Flickenteppich ohne echte Kontrollen. Gesundheitsminister Somsak Thepsutin räumte inzwischen offen ein: Die Branche sei außer Kontrolle geraten.

Neue Regeln: Rezeptpflicht statt echter Freiheit

Eine Frau mit Schutzkleidung kontrolliert eine CannabisblüteSeit Juni 2025 gilt ein strenges Rezeptmodell. Das heißt: Cannabis gibt es nur noch gegen ein ärztliches Attest – egal ob für Einheimische oder Touristen. Zulässig ist die Abgabe offiziell nur noch zur Behandlung von Krankheiten wie chronischen Schmerzen, Epilepsie oder Übelkeit nach Chemotherapien.

Die neue Linie der Regierung ist deutlich restriktiver. Somsak stellt in Aussicht, Cannabis langfristig wieder vollständig kriminalisieren zu wollen. Die Zeiten der lockeren Freigabe wären damit vorbei.

Viele Branchenvertreter und Konsumenten fühlen sich an Deutschland erinnert. Auch hier läuft der Zugang zum Großteil über medizinische Rezepte, der Freizeitkonsum bleibt kompliziert geregelt – offiziell zumindest. Praktisch wissen viele, dass Rezepte für Cannabis oft keine echte Hürde sind. Und genau das passiert jetzt auch in Thailand.

Rezeptpflicht als Scheinlösung

Die Kritiker sind sich einig: Die Rezeptpflicht bremst weder den Konsum noch löst es das Grundproblem. Ake Khattiyadamrong, Betreiber eines Shops in der Provinz Chonburi, bringt es auf den Punkt:
Es sei sowohl für Einheimische als auch für Touristen kein Problem an ein ärztliches Attest für Cannabis zu kommen. Für manche Ärzte ist das einfach ein zusätzliches Geschäft geworden.

Auch Aktivistin Kitty Chopaka sieht in der Maßnahme eine rein symbolische Aktion. Anstatt faire Regeln zu schaffen, die den Markt transparent und sicher gestalten, würden seriöse Anbieter unter Druck gesetzt, während Grauzonen bleiben. Viele Shops verkaufen weiterhin Produkte, die offiziell gar nicht erlaubt sind – die Polizei schaut oft weg.

Wirtschaftliche Erwartungen: Große Zahlen, wenig Kontrolle

Die wirtschaftlichen Hoffnungen waren riesig. Bereits 2022 schätzte das Handelsministerium, dass die Cannabis-Branche bis 2025 auf etwa 1,2 Milliarden US-Dollar anwachsen könnte. Tatsächlich kurbelte die Legalisierung in Thailand den Tourismus an. Selbst internationale Stars wie Mike Tyson präsentierten auf thailändischen Cannabis-Events ihre Produkte.

Doch der Boom brachte auch Probleme. Überproduktion drückte die Preise, viele kleine Shops mussten schließen. Gleichzeitig nutzten größere Anbieter das Chaos aus, während lokale Bauern kaum vom Aufschwung profitierten. Die neuen Regeln sorgen nun für noch mehr Unsicherheit.

Parallelen zu Deutschland: Zwei Länder, gleiche Schwächen

Ein Blick nach Deutschland zeigt: Auch hier werden Rezepte und die Telemedizin genutzt, um Zugang zu Cannabis zu erhalten – der tatsächliche Freizeitkonsum läuft oft am offiziellen System vorbei. Thailand steuert gerade in eine ähnliche Richtung. Statt das Experiment von Anfang an gut zu steuern, versucht man jetzt, das Chaos im Nachhinein mit Vorschriften einzudämmen.

Die Legalisierung in Thailand zeigt deutlich: Ohne vernünftige, stabile Gesetze und klare Regeln droht der Markt – egal ob in Asien oder Europa – außer Kontrolle zu geraten. Eine echte Balance zwischen Konsumentenschutz, Wirtschaft und Freiheit ist zwar schwierig, aber wäre mit ein paar geänderten Punkten im Gesetz in jedem Fall besser möglich.

Fazit: Große Pläne, kleiner Fortschritt

Die Legalisierung in Thailand hätte ein Vorbild für Asien werden können. Stattdessen fehlte von Beginn an ein durchdachtes Konzept. Die Folge: Ein Boom ohne Regeln, gefolgt von hektischen Verschärfungen. Für Touristen bedeutet das: Wer Cannabis konsumieren möchte, braucht ein ärztliches Rezept. Für viele wird das kein echtes Hindernis sein – doch legal ist der Freizeitkonsum offiziell nicht mehr.

 

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