Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Pankow hat sich für ein innovatives Modellprojekt zur Legalisierung von Cannabis ausgesprochen. Mit einer Mehrheit von 27 Ja-Stimmen gegenüber 17 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen wurde der Vorschlag angenommen, den Bezirk als Modellregion für die kontrollierte Produktion und den Vertrieb von Cannabis zu etablieren. Ziel des Projekts ist es, den Verkauf von Cannabis unter wissenschaftlicher Begleitung und in Fachgeschäften zu testen.
Rahmenbedingungen und Umsetzung der Modellregion
Das Bezirksamt Pankow wird beauftragt, die Umsetzung des Projekts zu planen und dabei sowohl kommerzielle als auch gemeinnützige Produktions- und Vertriebswege zu berücksichtigen. Der Verkauf soll ausschließlich an volljährige Konsumenten erfolgen, die Mitglied in einem der teilnehmenden Fachgeschäfte sind. Grundlage für das Modellprojekt sind die Eckpunkte der Bundesregierung zur geplanten Cannabis-Legalisierung. Das Bezirksamt ist zudem verpflichtet, der BVV mindestens alle sechs Monate über den Fortschritt zu berichten.
Sauberes Cannabis statt Schwarzmarktware
Helene Bond, Vorsitzende des Sozialausschusses und Mitglied der Grünen, unterstrich in der Debatte die Notwendigkeit, der Realität ins Auge zu sehen. „Menschen konsumieren Cannabis – ob legal oder illegal. Leider oft verunreinigtes Cannabis von der Straße“, so Bond. Das Projekt soll eine sichere und kontrollierte Alternative bieten. Ihre Aussagen stützen sich auf Beratungen im Ausschuss, bei denen auch der Suchthilfekoordinator des Bezirks, ein Experte der Humboldt-Universität und Vertreter des Cannabis-Unternehmens Sanity Group anwesend waren.
Kritik und Bedenken
Neben den Befürwortern gab es auch Bedenken, insbesondere vom Kinder- und Jugendhilfeausschuss und medizinischen Fachverbänden. Susanne Kühne von der Linksfraktion verwies in der anschließenden Diskussion auf den besorgniserregenden Trend, dass Jugendliche in Berlin bereits mit durchschnittlich 14,6 Jahren Cannabis konsumieren. Zudem betonte sie die Gefahr von Psychosen durch verunreinigtes Schwarzmarkt-Cannabis mit einem extrem hohen THC-Gehalt. Dennoch steht für sie der Schutz von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund. Kühne hob hervor, dass Einnahmen aus dem legalen Vertrieb in Präventions- und Suchthilfeprogramme fließen könnten.
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Ziel des Projekts: Schutz und Aufklärung
Das Pankower Modellprojekt soll nicht nur den Verkauf von sauberem und kontrolliertem Cannabis ermöglichen, sondern auch dazu beitragen, das Konsumverhalten besser zu verstehen. Es soll herausgefunden werden, warum und wie Menschen Cannabis konsumieren, um gezielt Präventionsarbeit leisten zu können. Gleichzeitig soll das Projekt den Schwarzmarkt schwächen und für mehr Sicherheit beim Konsum sorgen.