Spinnmilben sind winzige Schädlinge, die für Cannabis-Grower schnell zum großen Problem werden können. Besonders im Indoor-Grow verbreitet sich ein Befall rasant und kann innerhalb weniger Tage sichtbare und schwere Schäden verursachen. In diesem Artikel erfährst du, wie du eine Spinnmilbe frühzeitig erkennst, woran du sie von anderen Ursachen unterscheiden kannst und welche effektiven Methoden es gibt, um die kleinen Plagegeister zu bekämpfen – abgestimmt auf die jeweilige Anbauphase.
Was ist eine Spinnmilbe?
Die Spinnmilbe (meist die Gemeine Spinnmilbe, Tetranychus urticae) ist ein winziges Spinnentier, das sich bevorzugt an der Unterseite von Blättern aufhält. Mit bloßem Auge ist sie kaum zu erkennen, oft nur als kleine rote oder gelbliche Punkte. Bei genauerem Hinsehen sind winzige Spinnweben an Stängeln unter Blättern erkennbar. Besser zu erkennen sind die Fäden, wenn diese mit Wasser besprüht werden. Besonders gefährlich ist ihre rasante Vermehrung: Unter optimalen Bedingungen kann sich eine Population innerhalb weniger Tage vervielfachen.
Die Spinnmilbe saugt Pflanzensaft aus den Blattzellen. Das führt zu einer typischen Punktierung (weiß-gelbe Sprenkel) auf den Blättern und im weiteren Verlauf zu welken, vergilbten oder absterbenden Pflanzenteilen. Bei starkem Befall spinnen die Tiere feine Netze, vor allem in den Blattachseln. Vorbeugung ist besser als Bekämpfung, vor allem weil die Milben sich, wie bereits erwähnt, schnell vermehren.
Lebenszyklus der Spinnmilbe:
Die Spinnmilbe durchläuft innerhalb weniger Tage mehrere Stadien: Ei → Larve → Nymphe → Adulte Milbe. Bei Temperaturen über 25 °C ist ein Zyklus in 5–7 Tagen abgeschlossen. Daher sind Wiederholungsbehandlungen im Abstand von wenigen Tagen entscheidend, um auch nachfolgende Generationen zu erwischen.
Spinnmilben erkennen: typische Symptome und Verwechslungen

Ein rechtzeitiges Erkennen ist entscheidend. Erste Hinweise sind:
- feine helle Punkte auf den Blättern
- blass werdendes Blattgrün
- silbriger Schimmer durch Blattzellen-Schäden
- feine Spinnweben an Blattunterseiten und Nodien
- verlangsamtes Wachstum
Häufig wird ein Spinnmilbenbefall mit Nährstoffmangel, Hitzeschäden oder anderen Schädlingen verwechselt. Eine Lupe oder ein Mikroskop kann helfen, um die Tiere sicher zu identifizieren. Alternativ kannst du einen „Wischtest“ machen: Blattunterseite über ein weißes Blatt Papier klopfen und schauen, ob sich bewegende Punkte absetzen.
Unterschiede zwischen Indoor und Outdoor
Im Indoor-Grow ist die Gefahr besonders hoch, da konstante Temperaturen und fehlende Fressfeinde ideale Bedingungen bieten. Spinnmilben gelangen meist über Cannabis Stecklinge, Kleidung oder durch offene Fenster in die Growbox oder den Growroom.
Outdoor sind Pflanzen zwar größerem Stress durch Wetter und Tiere ausgesetzt, doch natürliche Gegenspieler wie Raubmilben, Marienkäfer oder Florfliegen halten die Population oft in Schach. Dennoch kann es auch hier zu massiven Schäden kommen, insbesondere bei heißem, trockenem Wetter.
Spinnmilben bekämpfen: Methoden im Vergleich
Die Wahl der richtigen Methode hängt stark von der Anbauphase ab. Besonders in der Blüte muss vorsichtig vorgegangen werden, um die Qualität der Buds nicht zu beeinträchtigen. Doch am Wichtigsten ist Sauberkeit. Der Growbereich und das Werkzeug sollte stets sauber sein und regelmäßig desinfiziert werden.
In der Wachstumsphase
In der vegetativen Phase können aggressivere Maßnahmen eingesetzt werden:
- Neemöl: Wirksam gegen Spinnmilben, indem es ihre Vermehrung hemmt. Sollte mehrmals angewendet werden.
- Kali-Seife oder Schmierseife: Die Lösung zerstört die Oberfläche der Milben.
- Raubmilben (z. B. Phytoseiulus persimilis): Biologisches Mittel zur langfristigen Kontrolle, ideal bei frühzeitigem Befall.
- Umluft und Luftfeuchte regulieren: Spinnmilben lieben trockene Luft. Eine Erhöhung der Luftfeuchte auf über 60 % kann die Vermehrung bremsen.
- Was auch eine Möglichkeit ist, ist die Behandlung mit einer Essiglösung. Diese ist aber eigentlich nicht zu empfehlen, denn selbst stark verdünnt kann Essig bei Cannabisblättern zu Nekrosen (Nekrose ist das Absterben von Pflanzengewebe, meist sichtbar als braune, trockene oder schwarze Flecken auf den Blättern, verursacht durch Stress, Schädlinge oder scharfe Mittel), Verformungen oder verbrannten Blattspitzen führen. Zudem hat er keine Wirkung auf Eier – was bei Spinnmilben entscheidend ist.
→ Besser: Neemöl, Kaliseife oder Raubmilben.
In der Blütephase
In der Blütephase ist besondere Vorsicht geboten:
Viele Mittel, die in der Wachstumsphase problemlos anwendbar sind (z. B. Öle, Seifen), können jetzt den Geschmack, die Trichome und die Gesundheit der Buds beeinträchtigen.
Stattdessen empfiehlt sich ein gezieltes, möglichst rückstandfreies Vorgehen:
Nützlinge einsetzen (Raubmilben)
Raubmilben – insbesondere Phytoseiulus persimilis – sind die erste Wahl im Blütestadium. Sie ernähren sich ausschließlich von Spinnmilben und deren Eiern.
Vorteile:
- Keine Rückstände auf Blüten oder Trichomen
- Umweltfreundlich & biologisch
- Wirken auch in tieferliegenden Befallsherden (z. B. unter Blättern)
Wichtig:
- Nur in Kombination mit hoher Luftfeuchte (ca. 60 %) und Temperaturen um 22–28 °C wirksam
- Keine Öle oder Insektizide verwenden – sie töten auch die Raubmilben
- Nach starkem Befall zuvor befallene Blätter entfernen, um Startbedingungen zu verbessern
Kältebehandlung nachts (Temperaturabsenkung)
Spinnmilben sind wärmeliebend. Ein gezielter Temperaturabfall in der Nachtphase kann ihre Aktivität reduzieren.
Umsetzung:
- Nachttemperatur auf 16–18 °C absenken
- Kombinierbar mit leicht erhöhter Luftfeuchte
Beachte:
- Zu starke oder dauerhafte Abkühlung kann die Pflanzenleistung (v. a. Harzbildung und Reife) verlangsamen
- Keine alleinige Lösung – nur begleitend einsetzen
Luftfeuchte gezielt erhöhen
Spinnmilben bevorzugen trockene Bedingungen (unter 40 % RF). Durch Erhöhung der Luftfeuchte kann ihre Entwicklung gestört werden.
Anwendung:
- Kurzzeitige Erhöhung auf 60–65 % Luftfeuchte, z. B. für 4–6 Stunden täglich
- Ideal in Kombination mit Raubmilben
- Gute Luftbewegung (Ventilatoren!) ist Pflicht, um Schimmelbildung in den Blüten zu verhindern
Warnung:
- In dichten Buds oder fortgeschrittener Blüte kann zu hohe Luftfeuchte zu Botrytis (Grauschimmel) führen.
Befallene Blätter gezielt entfernen
Stark befallene Blätter sind oft nicht mehr zu retten – und dienen als Brutstätten für Milben.
Empfehlung:
- Sichtbar befallene oder mit Gespinsten überzogene Blätter sofort entfernen
- Dabei möglichst wenig andere Pflanzenbereiche berühren, um Verbreitung zu vermeiden
- Abfall direkt entsorgen – nicht im Growraum lassen
Vorteil:
- Reduziert die Gefahr auf die restliche Pflanze
- Verbessert Luftzirkulation und reduziert Schimmelrisiko
- Langfristige Vorbeugung gegen Spinnmilben
Wer die Bedingungen für Spinnmilben verschlechtert, senkt das Risiko eines Befalls deutlich.
Vorbeugung gegen Spinnmilben – 5 effektive Maßnahmen
Um Spinnmilben frühzeitig zu erkennen oder einem Befall vorzubeugen, sind konsequente Kontrolle, gute Bedingungen und Hygiene entscheidend. Die folgenden Maßnahmen haben sich in der Praxis bewährt:

Regelmäßige Kontrolle mit Lupe oder Mikroskop
Spinnmilben sind mit bloßem Auge kaum sichtbar. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, bevor Netzbildung und massiver Befall einsetzen.
Empfehlung:
- Verwende eine Lupe oder ein Mikroskop mit 20- bis 60-facher Vergrößerung.
Kontrolliere gezielt:
- Blattunterseiten
- Übergänge zwischen Blatt und Stängel
- junge Triebspitzen und Blütennähe
- Achte auf kleine, bewegliche Punkte (Milben), durchsichtige Eier oder erste Gespinste.
Luftfeuchtigkeit über 50 %, ideal bei 60–65 %
Spinnmilben vermehren sich besonders gut in trockener Umgebung. Eine leicht erhöhte Luftfeuchte kann ihre Ausbreitung hemmen.
Umsetzung:
- Halte die Luftfeuchte möglichst konstant über 50 %.
- In der Wachstumsphase sind 60–65 % optimal.
- Achte besonders bei trockener Raumluft oder Heizungsluft auf Ausgleich (z. B. mit einem Luftbefeuchter).
- In der Blütephase: Feuchtigkeit nur gezielt und mit guter Luftzirkulation einsetzen, um Schimmel zu vermeiden.
Neue Stecklinge isolieren (Quarantäne)
Spinnmilben werden häufig durch neue Pflanzen eingeschleppt – besonders bei Zukäufen oder Tausch.
Empfehlung:
- Neue Stecklinge oder Pflanzen mindestens 7–10 Tage getrennt halten.
- In dieser Zeit täglich auf Schädlinge kontrollieren.
- Erst nach gründlicher Sichtprüfung und ggf. prophylaktischer Behandlung in den Hauptbestand integrieren.
Pflanzen regelmäßig abwischen
Spinnmilben meiden feuchte Bedingungen. Eine regelmäßige mechanische Reinigung reduziert den Druck deutlich.
Vorgehen:
- Vorsichtig mit feuchtem, fusselfreiem Tuch die Blattunterseiten abwischen.
- In der Blütezeit nur Blätter behandeln – Blüten sollten nicht durchnässt werden und auch nicht abgewischt werden.
- In der vegetativen Phase kann die gesamte Pflanze unter der Dusche oder im Freien (bei Outdoor) vorsichtig mit lauwarmem Wasser abgespült werden. Dabei Blattunterseiten nicht vergessen. Diese Methode ist einfach, rückstandsfrei und milbenhemmend. In der Blütephase sollte dagegen nur punktuell mit Tuch gearbeitet werden, um Schimmel in den Buds zu vermeiden.
Keine Überdüngung – gesunde Pflanzen sind widerstandsfähiger
Vitalität ist der beste Schutz. Schwache oder gestresste Pflanzen sind deutlich anfälliger für Schädlingsbefall.
Nützliche Tipps zusammengefasst
- Dünge nur nach Bedarf, nicht pauschal: Passe die Düngermenge an die jeweilige Wachstumsphase und den Zustand der Pflanze an. Zu viel Dünger kann die Wurzeln schädigen und macht die Pflanze anfälliger für Schädlinge.
- Achte auf stabile pH-Werte im Gießwasser: Ein zu hoher oder zu niedriger pH-Wert verhindert die Nährstoffaufnahme. Halte den pH-Wert im optimalen Bereich (Erde: ca. 6,0–6,5; Hydro: ca. 5,8–6,2), um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
- Sorge für ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis: Besonders Kalium und Kalzium sind wichtig für stabile Zellstrukturen und gesunde Abwehrmechanismen. Ein ausgewogener Nährstoffhaushalt stärkt die Pflanze von innen.
- Vermeide starken Lichtstress: Zu viel oder zu nahes Licht (vor allem bei leistungsstarken LEDs) schwächt die Pflanze und fördert Schädlingsbefall. Halte genügend Abstand zwischen Lampe und Pflanzenspitze und achte auf gleichmäßige Lichtverteilung.
- Beuge Hitzestau vor – besonders im oberen Pflanzenbereich: Hitze über 30 °C direkt unter der Lampe führt zu Stress und trockener Umgebungsluft – beides begünstigt Spinnmilben. Sorge für gute Luftzirkulation und Temperaturverteilung im gesamten Growraum.
Fazit: Spinnmilben erkennen und rechtzeitig handeln
Die Spinnmilbe ist zwar klein, kann aber großen Schaden anrichten. Wer seine Pflanzen regelmäßig kontrolliert und frühzeitig Maßnahmen einleitet, kann Spinnmilben effektiv bekämpfen. Besonders beim Cannabis Grow ist es entscheidend, zwischen Blüte und Wuchsphase zu unterscheiden, um geeignete Mittel auszuwählen. Natürliche Gegenspieler wie Raubmilben, eine gute Hygiene im Growroom und angepasste Klimabedingungen sind der Schlüssel zur erfolgreichen Vorbeugung.
FAQ: Häufige Fragen zu Spinnmilben
Wie schnell vermehren sich Spinnmilben?
Bei optimalen Bedingungen (warm, trocken) kann sich eine Population in 3–5 Tagen verdoppeln.
Wie erkenne ich, ob es wirklich Spinnmilben sind?
Typisch sind helle Blattpunkte, Spinnweben und winzige bewegliche Punkte auf der Blattunterseite. Eine Lupe hilft bei der Bestimmung.
Was hilft am besten gegen Spinnmilben bei Cannabis?
In der Wuchsphase Neemöl oder Nützlinge, in der Blütephase vorzugsweise Raubmilben und gezielte Blattentfernung.
Sind Spinnmilben für Menschen oder Haustiere gefährlich?
Nein, Spinnmilben sind rein pflanzenspezifische Schädlinge.
Kann ich befallene Pflanzen noch retten?
Ja, mit gezieltem Eingreifen ist eine Erholung gut möglich. Der Ertrag kann aber beeinträchtigt sein.
Quellen Jorge Cervantes; Marihuana - Anbau im Haus; Nachtschattenverlag hanfgartenshop.de
