Popcorn-Lunge – ein Begriff, der harmlos klingt, aber eine schwere, irreversible Lungenerkrankung beschreibt. Mit dem offiziellen Namen Bronchiolitis obliterans ist sie alles andere als harmlos: Sie zerstört die feinsten Verästelungen unserer Lunge dauerhaft. Gerade jetzt, wo Veranstaltungen, Musikfestivals und Messen wieder in vollem Gange sind, steigt auch der Konsum von Vapes – viele davon fragwürdiger Herkunft. Besonders bei Cannabis-Vapes ist Vorsicht geboten.
Was genau ist die Popcorn-Lunge?
Die Popcorn-Lunge bekam ihren Namen in den frühen 2000er-Jahren, als mehrere Arbeiter in einer US-Popcornfabrik an Atemwegserkrankungen litten. Verantwortlich war der Aromastoff Diacetyl – eine Substanz, die Popcorn seinen buttrigen Geschmack verleiht. Während der Verzehr unproblematisch ist, wird Diacetyl beim Erhitzen und Inhalieren zur Bedrohung: Es verursacht Entzündungen und Vernarbungen in den Bronchiolen, den kleinsten Luftwegen in der Lunge. Die Folge: chronischer Husten, Atemnot, Keuchen und eine drastisch reduzierte Lungenfunktion – Symptome, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.
Warum Dampfen gefährlich ist – auch ohne Diacetyl
Obwohl Diacetyl in E-Zigaretten innerhalb der EU verboten ist, bleibt die Gefahr bestehen. In vielen illegalen oder nicht regulierten Vapes – häufig importiert oder selbst zusammengestellt – ist Diacetyl weiterhin nachweisbar. Und selbst wenn es fehlt, werden oft Ersatzstoffe wie Acetoin oder 2,3-Pentandion verwendet, die ähnliche gesundheitliche Risiken bergen.
Beim Erhitzen der in E-Liquids enthaltenen Aromastoffe entstehen zudem zahlreiche neue chemische Verbindungen – manche davon sind bisher kaum auf ihre Sicherheit bei Inhalation untersucht worden. Es ist also nicht nur der ursprüngliche Stoff gefährlich, sondern auch das, was beim Dampfen daraus wird.
Cannabis-Vapes: Eine unterschätzte Bedrohung?
Besonders beunruhigend ist die steigende Beliebtheit von Cannabis-Vapes – auch in Ländern, in denen Cannabis legalisiert wurde. Viele dieser Produkte werden auf dem Schwarzmarkt oder online ohne klare Herkunftsangabe vertrieben. Genau wie bei fertig gerollten Joints weiß man nie, was wirklich drin ist.
Gerade bei Cannabis-Vapes ist größte Vorsicht geboten. Wer zu Messezeiten oder auf Festivals Vapes von Unbekannten angeboten bekommt, sollte grundsätzlich ablehnen. Man riskiert nicht nur einen unangenehmen Rausch, sondern möglicherweise auch bleibende Lungenschäden.
Diese fertig gemischten Vapes – ob mit oder ohne Aromastoffe – haben nichts mit medizinischen Vaporizern zu tun, die für das Verdampfen von Cannabisblüten, Ölen oder Extrakten aus der Apotheke gedacht sind. Gemeint sind hier Liquid-Vapes, bei denen völlig unklar ist, welche Inhaltsstoffe enthalten sind – etwa THC-Liquids ohne geprüfte Herkunft, oft versetzt mit fragwürdigen Zusatzstoffen
Warum junge Menschen besonders gefährdet sind
Aromen wie Mango, Kaugummi oder Zuckerwatte machen E-Zigaretten besonders attraktiv für Jugendliche und junge Erwachsene. Doch was viele nicht wissen: Diese Aromen sind zwar oft für den Verzehr über den Magen-Darm-Trakt zugelassen – nicht für die Inhalation. Dort können sie auch sehr gefährlich werden. Beim Dampfen umgehen die Chemikalien sämtliche natürlichen Filtersysteme und gelangen direkt in die Lunge und anschließend ins Blut. Von dort aus erreichen sie in Sekundenschnelle das Herz, das Gehirn und andere lebenswichtige Organe.
Mehr als 180 verschiedene Aromastoffe sind aktuell in Vapes im Umlauf – viele davon wurden nie auf Langzeitwirkungen bei Inhalation getestet. Die Kombination aus hoher Frequenz der Nutzung, chemischer Vielfalt und fehlender Regulierung schafft eine gefährliche Mischung, deren Langzeitfolgen wir noch gar nicht vollständig abschätzen können.
Warnung für die Festival-Saison: Keine Vapes von Fremden!
Der Beginn der Veranstaltungs- und Festivalzeit bringt Freude, Gemeinschaft und oft auch den Wunsch nach einem schnellen Kick. Doch gerade hier ist Vorsicht geboten: Vapes, die von Dritten verteilt oder verkauft werden – insbesondere solche mit Cannabis-Inhalten – sind ein echtes Risiko. Man weiß nicht, ob sie mit gesundheitsschädlichen Substanzen wie Diacetyl, Vitamin-E-Acetat oder anderen toxischen Stoffen versetzt wurden.
Deshalb der dringende Rat: Finger weg von fremden und/oder nicht gekennzeichneten Vapes. Wer dampfen will, sollte sich genau informieren, was in seinem Gerät steckt – und im Zweifel lieber verzichten. Das Risiko, eine Popcorn-Lunge zu entwickeln, ist real – und die Schäden sind dauerhaft.
Prävention ist der beste Schutz
Eine einmal geschädigte Lunge lässt sich nicht heilen. Die Behandlungsmöglichkeiten beschränken sich auf Linderung – z. B. durch Bronchodilatatoren, Kortikosteroide oder im schlimmsten Fall eine Lungentransplantation. Deshalb gilt: Vorbeugung ist die einzige wirklich effektive Maßnahme.
Popcorn-Lunge ist kein Mythos und kein Einzelfall. Die wissenschaftliche Literatur dokumentiert bereits mehrere Fälle, bei denen ein Zusammenhang mit E-Zigaretten-Konsum besteht. Je mehr wir über die chemischen Prozesse im Vape-Gerät wissen, desto deutlicher wird: Hier ist nicht nur Nikotin gefährlich, sondern ein ganzer Cocktail potenziell toxischer Substanzen.
Fazit
Die unscheinbare Gefahr namens Popcorn-Lunge lauert in vielen E-Zigaretten – auch in unregulierten Cannabis-Vapes. Wer jetzt zur Messe- oder Festivalsaison dampft, sollte sich gut überlegen, was er einatmet. Bleibe wachsam – deine Lunge wird es dir danken.