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Dr. Cannabis Saarland meldet Insolvenz an

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der cannabib

Die Diskussion rund um Cannabis Saarland bleibt angespannt. Während bundesweit die Teillegalisierung von Cannabis neue Möglichkeiten eröffnet, kämpfen Unternehmen wie die Dr. Cannabis GmbH im Saarland mit massiven Hürden. Das erste Cannabis-Fachgeschäft des Saarlandes steht vor dem wirtschaftlichen Aus – und dahinter steckt mehr als nur fehlende Kundschaft.

Dr. Cannabis – Das erste Fachgeschäft im Saarland und sein Absturz

Im Dezember 2023 eröffnete Dr. Cannabis in Riegelsberg das erste Fachgeschäft für CBD-Produkte im Saarland. Geschäftsführer Jörg Hell und Mitgesellschafter Prof. Dr. Sven Gottschling, ein bundesweit bekannter Schmerzmediziner, wollten damit einen Beitrag zur Versorgung sowie zur Aufklärung rund um Cannabis leisten.

Doch bereits kurz nach der Eröffnung geriet das Unternehmen ins Visier der Behörden. Das saarländische Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) bemängelte rund 90 Prozent der angebotenen CBD-Produkte und stufte diese als nicht verkehrsfähig ein – trotz vorgelegter Verkehrsfähigkeitsbescheinigungen der Hersteller. Für das Geschäft bedeutete das:

  • Produkte im Wert von über 10.000 Euro mussten aus den Regalen genommen werden
  • Rechtsstreitigkeiten mit den Behörden verursachten hohe Kosten
  • Die Auswahl im Laden schrumpfte massiv, Kundschaft blieb aus
  • Die dreimonatige Sperrung der Ortsdurchfahrt in Riegelsberg verschärfte die Lage
  • Die Folge: Im Juni 2025 musste die Dr. Cannabis GmbH Insolvenz anmelden.

CBD-Markt in der Grauzone: Behörden gegen die Community?

CBD Öl in einem Fläschchen mit einem HanfblattDer Umgang mit CBD-Produkten bleibt in Deutschland kompliziert. Während Cannabidiol (CBD) nicht berauschend wirkt und teils legal verkauft wird, sorgt die Auslegung der Vorschriften immer wieder für Konflikte. So stuften die Behörden die Produkte, wie CBD-Öl bei Dr. Cannabis nicht als Kosmetika oder Mundöle ein, sondern als nicht zugelassene Nahrungsergänzungsmittel – ein Vorwurf, den viele Akteure der Cannabis-Community als willkürliche Behördenpraxis empfinden.

Der Geschäftsführer Jörg Hell kritisierte, dass die Landesregierung gezielt gegen Cannabisprodukte vorgehe. Auch Prof. Gottschling, selbst Verfechter von Cannabis in der Schmerztherapie, sieht durch solche Maßnahmen einen Rückschritt für Patientinnen und Patienten.

Prof. Gottschling: Unterstützer der Cannabismedizin unter Druck

Sven Gottschling, Chefarzt für Schmerz- und Palliativmedizin am Uniklinikum Homburg, setzt sich seit Jahren für die medizinische Nutzung von Cannabis ein. Doch auch er geriet in die Schlagzeilen: Die Krankenkasse IKK Südwest fordert 850.000 Euro vom Klinikum zurück, da Gottschling einem Patienten über drei Jahre hinweg hochdosierte Cannabisblüten verordnete – ohne Genehmigung der Kasse. Es gab wohl eine Genehmigung für Tropfen, doch Dr. Gottschling hat dem Patienten Blüten verordnet.

Die Gerichte entschieden in dem Fall eindeutig: Ohne die notwendige Genehmigung der Krankenkasse bestand für den Patienten kein Anspruch auf die Kostenübernahme für die hochdosierten Cannabisblüten. Zudem seien laut Urteil die verfügbaren Therapiealternativen nicht ausreichend geprüft worden. Auch die Beschwerde des Patienten, weiterhin Blüten verschrieben zu bekommen, wiesen die Richter ab.

Trotz dieser juristischen Niederlage bleibt Prof. Gottschling ein wichtiger Fürsprecher der medizinischen Nutzung von Cannabis. Er betont immer wieder, dass viele Schmerzpatientinnen und -patienten dringend auf Cannabismedikamente angewiesen sind – gerade dann, wenn herkömmliche Behandlungen keinen, oder nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Eigenanbau statt Fachgeschäft – neue Wege nach der Insolvenz

Nach dem CBD-Debakel versuchte Dr. Cannabis, sich mit Zubehör für den legalen Eigenanbau von Cannabis über Wasser zu halten. Seit der Legalisierung von Cannabis zum Eigengebrauch (unter strengen Auflagen) darf auch im Saarland angebaut werden – theoretisch.

Praktisch bleibt das Saarland bei der Umsetzung der Legalisierung zögerlich. Bis heute gibt es keinen einzigen genehmigten Cannabis-Anbauverein im Saarland, obwohl diese laut Gesetz ein zentraler Baustein für die legale Versorgung sein sollen.

Kritik an der saarländischen Landespolitik – Bremsklotz für Cannabis?

Anbauvereine in Baden-Württemberg erhielten AnbaulizenzDie Landesregierung im Saarland fährt einen restriktiven Kurs. Kontrollen wie bei Dr. Cannabis sowie das Zögern bei der Zulassung von Anbauvereinen zeigen: Die Politik im Saarland bleibt skeptisch gegenüber Cannabis – sehr zum Frust von Patienten, Aktivisten und Unternehmern.

Jörg Hell sieht in dieser Linie einen klaren Standortnachteil: „Die Landesregierung tut alles dafür, CBD- und THC-Produkte aus unserem Land zu vertreiben.“ Auch die Verzögerungen bei den Anbauvereinen bestätigen diesen Eindruck.

Fazit: Die Zukunft von Dr. Cannabis und die Lage im Saarland

Die Insolvenz der Dr. Cannabis GmbH steht sinnbildlich für die schwierige Lage rund um das Thema Cannabis im Saarland. Für viele Betroffene fühlt es sich an, als würde man auf der Stelle treten: Fehlende Rechtssicherheit, strenge Behördenvorgaben und politische Blockaden bremsen den Aufbau einer funktionierenden Cannabis-Struktur aus – zum Nachteil von Konsumenten, Schmerzpatienten und engagierten Unternehmern.

Ob Modellregionen, Eigenanbau oder mehr Aufklärung endlich Bewegung in die Sache bringen, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Solange es an verständlichen Regeln, mehr Unterstützung und weniger Willkür fehlt, wird das Saarland beim Thema Cannabis weiter hinterherhinken – zum Leidwesen derjenigen, die dringend auf Fortschritte angewiesen sind.

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