Wer ist Dr. Ansay?
Dr. jur. Can Ansay ist eine der umstrittensten Figuren in der deutschen Cannabisbranche. Der Jurist und Unternehmer gründete unter anderem die Plattform „DrAnsay.com“ sowie „AU-Schein.de“. Bekannt wurde er zunächst durch AU-Schein.de, eine Plattform, über die bis 2023 Online-Krankmeldungen ohne direkten Arztbesuch möglich waren. Heute fokussiert sich DrAnsay.com vor allem auf die telemedizinische Verschreibung von medizinischem Cannabis.
Während er sich selbst als Pionier der Telemedizin und Befürworter eines regulierten Cannabis-Marktes inszeniert, sehen Kritiker in seinem Geschäftsmodell eine Grauzone zwischen Innovation und Gesetzesverstoß.
In diesem Beitrag erfährst du, welche rechtlichen Vorwürfe gegen Dr. Ansay erhoben wurden, was die aktuellen Gerichtsurteile bedeuten und wie sein juristisches Vorgehen gegen die Konkurrenz die Cannabisbranche beeinflusst.
Kritik und rechtliche Vorwürfe gegen Dr. Ansay

Bereits im Frühjahr 2025 geriet Dr. Ansay massiv in die Schlagzeilen. Die Apothekerkammer Nordrhein hatte vor dem Landgericht Hamburg ein Verbot gegen DrAnsay.com durchgesetzt, das die Werbung für Cannabisprodukte betraf. Laut dem Gerichtsurteil vom März 2025 durfte die Plattform fortan nicht mehr öffentlich für die telemedizinische Verschreibung von medizinischem Cannabis werben. Dabei musste Dr. Ansay nicht nur die Werbung einstellen, sondern es drohten zudem Ordnungsgelder bei Verstößen. Die Ärztekammer kritisierte die Telemedizin, schon des öfteren.
Parallel dazu wurde bekannt, dass durch eine technische Panne auf der Website von DrAnsay.com tausende Rezeptdokumente für Cannabis öffentlich zugänglich waren und über Suchmaschinen auffindbar wurden. Dies brachte nicht nur Datenschutzbedenken, sondern auch mediale Kritik mit sich.
Zudem berichteten Medien wie ZDFinfo und TV Movie kritisch über das Geschäftsmodell von DrAnsay.com und bezeichneten es als „dubios“. Besonders in den Fokus geriet dabei die Möglichkeit, Cannabisrezepte über einen Online-Fragebogen zu erhalten, ohne physischen Arztkontakt.
Neue juristische Kehrtwende: Dr. Ansay geht gegen Mitbewerber vor
Trotz der eigenen juristischen Niederlagen ist Dr. Ansay im Juni 2025 selbst gegen mehrere Mitbewerber vor Gericht gezogen. Nach eigenen Angaben erwirkte seine Plattform DrAnsay.com vor verschiedenen Landgerichten einstweilige Verfügungen gegen konkurrierende Anbieter wie DoktorABC, CanDoc, die Herz-Apotheke Berlin und Grünhorn.
Dabei geht es laut Ansay vor allem um Verstöße gegen das sogenannte Zuweisungsverbot. Dieses soll verhindern, dass Patient:innen gezwungen werden, ihre Rezepte an bestimmte Apotheken zu schicken, anstatt selbst die Apotheke frei wählen zu können. Laut Dr. Ansay missachteten die genannten Unternehmen diese Vorschrift und setzten gezielt auf Rezeptzuweisungen zu kooperierenden Versandapotheken.
In einem Statement sagte Ansay dazu:
„Das Zuweisungsverbot schützt insbesondere Patient:innen vor der Gefahr, dass sie nicht die nächstgelegene Apotheke wählen können, mit der besten Auswahl und den niedrigsten Preisen.“
Besonders brisant: Im Fall von DoktorABC stellte DrAnsay.com sogar Strafanzeige wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen Bandenbetrug. Zudem seien laut Ansay überhöhte Preise abgerechnet worden. Bei CanDoc aus Irland reklamiert DrAnsay.com irreführende und fehlende Angaben im Zusammenhang mit der Rezeptabwicklung.
Ein Eilurteil des Landgerichts Leipzig stärkt Dr. Ansay in seiner Argumentation: Bei Verstößen gegen das Zuweisungsverbot entfällt demnach der Vergütungsanspruch der Apotheke, sodass betroffene Patient:innen ihr Geld zurückfordern können (Quelle: Apotheke Adhoc).
Folgen für die Cannabisbranche
Die aktuelle Entwicklung rund um das Dr. Ansay Urteil zeigt einmal mehr die angespannte Lage im Bereich der medizinischen Cannabisversorgung in Deutschland. Einerseits schafft die Legalisierung neuen Spielraum, andererseits herrscht ein juristisches Tauziehen zwischen Telemedizin-Anbietern, Apotheken und Behörden.
Dr. Ansay positioniert sich dabei als Kämpfer gegen „schwarze Schafe“ im Markt, steht aber selbst wegen früherer Urteile und Datenschutzpannen unter Kritik. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen werfen die Frage auf, wie transparent, sicher und fair die Versorgung mit medizinischem Cannabis organisiert ist.
Für Konsument:innen bleibt es wichtig, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen. Die Debatte rund um DrAnsay.com, Rezeptzuweisungen und Patientenrechte dürfte auch in den kommenden Monaten die Schlagzeilen bestimmen.
Fazit: Braucht die Branche nicht mehr Miteinander?

Gerade in einer noch jungen Branche wie der medizinischen Cannabisversorgung wäre es eigentlich schön zu sehen, wenn die Akteure mehr auf Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung setzen würden, anstatt sich gegenseitig juristisch anzugreifen. Doch momentan scheint von Seiten Ansays eher Konkurrenzkampf als Teamgeist zu herrschen.
Auch Dr. Ansays Auftritt auf der Mary Jane Messe in Berlin hat für Gesprächsstoff gesorgt. Mit einem riesigen Zelt, großflächigen Bannern und seinem Namen an gefühlt jeder Ecke hat er seine Präsenz kaum zu übersehen gestaltet. Für manche wirkte das selbstbewusst, andere fanden es überheblich – doch das ist nicht das erste mal, dass es Anbieter gibt, die groß auftrumpfen und dann schnell wieder von der Bildfläche verschwinden.
Ob Dr. Ansay längerfristig in der Cannabisbranche mitmischt oder ob sein Name bald wieder leiser wird, bleibt abzuwarten.