Der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) möchte die Cannabisgesetze wieder verschärfen, und sorgt damit für heftige Diskussionen.
Er argumentiert, strengere Regeln seien nötig, um Jugendliche besser zu schützen, und bringt dafür gleich mehrere Maßnahmen ins Spiel. Sogar mal wieder ein Verbot von medizinischen Blüten zum Rauchen. Natürlich ist das nicht der richtige Ansatz! In diesem Beitrag beleuchten wir zuerst seine Hauptargumente und liefern anschließend eine kritische Gegenbetrachtung mit Blick auf Jugendschutz, Aufklärung und Prävention.
Die Forderungen von Hendrik Streeck im Überblick
Im Zentrum der Debatte steckt immer die Idee, die Cannabisgesetze zu verschärfen und somit die aktuellen Gesetze zu reformieren. Konkret bringt Streeck folgende Punkte ins Spiel:
- Jugendlicher Schutz unter 25 Jahren: Streeck betont, dass Jugendliche unter 25 Jahren durch Konsum von Cannabis langfristige psychische Probleme entwickeln könnten, und sieht die aktuell erlaubte Teillegalisierung als unzureichenden Schutz an.
- Besitzmenge von 25 Gramm: Er kritisiert, dass Erwachsene aktuell bis zu 25 Gramm Cannabis besitzen dürfen, was er als „viel zu hoch“ im Vergleich zu anderen EU-Ländern bewertet.
- Medizinalcannabis-Rauchverbot: Er fordert, dass medizinales Cannabis nur noch als Tropfen oder Kapseln, nicht mehr zum Rauchen, zugelassen werden sollte, mit dem Ziel, den „Missbrauch“ einzudämmen.
- Strengere Kontrolle von E-Zigaretten (Vapes): Ebenfalls fordert er, die Inhaltsstoffe und Verkaufsmengen bei Vapes schärfer zu überwachen, da diese Geschmäcker und Aufmachung nutzen, die Jugendliche ansprechen – und er sieht hier eine Brücke zum Cannabiskonsum.
Diese Punkte zeigen deutlich, dass Streeck eine strengere Linie in der Drogenpolitik anstrebt.
Die Cannabisgesetze wieder verschärfen. Macht das Sinn?
Nein. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist wichtig, doch strengere Gesetze sind kein wirksames Mittel dafür. Eine Rückkehr zu alten Strukturen würde den Schwarzmarkt stärken und junge Menschen noch weiter von Aufklärung und Unterstützung entfernen.
Cannabis verschwindet nicht, nur weil es verboten ist. Es rutscht zurück in unkontrollierte Bereiche, wo gefährliche Streckstoffe und falsche Informationen vorhanden sind. Genau dort verlieren wir den Zugang zu denen, die Schutz und Wissen am dringendsten brauchen. Statt Symbolpolitik braucht es ehrliche Aufklärung, Prävention und einen offenen Umgang mit dem Thema. Nur wer informiert ist, kann verantwortungsvoll handeln.
Die falsche Sorge: Cannabis statt Alkohol
Wenn Hendrik Streeck wirklich über gefährliche Substanzen sprechen will, sollte er beim Alkohol anfangen. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen trinken in Deutschland rund 8,6 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren so viel, dass ihre Gesundheit gefährdet ist. Alkohol verursacht jedes Jahr tausende Todesfälle und gilt laut Weltgesundheitsorganisation als eine der schädlichsten legalen Drogen überhaupt.
Trotzdem dürfen Jugendliche in Deutschland schon ab 14 Jahren Bier oder Wein trinken, wenn ein Elternteil dabei ist. Diese Regelung nennt sich „begleitetes Trinken“. Doch je früher Jugendliche Alkohol konsumieren, desto höher ist das Risiko für Abhängigkeit, psychische Probleme und spätere Suchterkrankungen. Während also Alkohol weiterhin gesellschaftlich akzeptiert bleibt, wird beim Cannabis über Verschärfungen diskutiert. Wer wirklich schützen will, sollte hier ehrlich hinschauen, und dort handeln, wo die größten Gefahren liegen.
Medizinisches Cannabis ist kein Risiko, sondern Versorgung
Wenn medizinisches Cannabis nur noch in Tropfen oder Kapseln erlaubt wäre, würde das viele Patient:innen treffen, die aktuell mit Blüten behandelt werden. Das Rauchen ist sicher nicht die beste medizinische Konsumform, doch Menschen, die noch tabakabhängig sind, brauchen Begleitung und Unterstützung und kein Verbot.
Würde man medizinische Blüten verbieten, würden viele Patient:innen auf den Schwarzmarkt oder Eigenanbau ausweichen. Das bedeutet keine Kontrolle, keine Qualitätssicherung und keine Sicherheit. Ein solcher Rückschritt gefährdet die medizinische Versorgung und widerspricht dem Ziel einer modernen, humanen Drogenpolitik.
Aufklärung statt Verbote
Wer Jugendliche und Erwachsene wirklich schützen will, sollte auf Aufklärung und Prävention, anstatt auf Strafen setzen. Ja, Cannabis kann bei sehr jungen Menschen Risiken bergen, aber Verbote verhindern den Konsum nicht. Sie verdrängen ihn nur ins Verborgene.
Wir brauchen altersgerechte Informationsangebote, offene Kommunikation und mehr Prävention an Schulen, Jugendzentren und online. Dasselbe gilt für E-Zigaretten und Vapes, die mit süßen Aromen gezielt junge Menschen ansprechen. Hier besteht echte Gefahr: Manche Liquids enthalten Stoffe wie Diacetyl, die zu einer schweren Lungenerkrankung führen können – der sogenannten „Popcorn-Lunge“.
Eine moderne Präventionspolitik muss ehrlich sein und ehrlich über verschiedene Substanzen informieren. Den Jugendschutz permanent als Argument gegen eine Legalisierung zu nutzen, macht absolut keinen Sinn. Mit einem Verbot sind die jungen Menschen und Kinder nicht besser geschützt und erst recht nicht aufgeklärt.
Fazit
Am Ende geht es nicht darum, Cannabis zu verteufeln oder zu verherrlichen, sondern endlich ehrlich hinzuschauen. Eine Politik, die auf Aufklärung statt Angst setzt, die legale Bezugswege schafft und der man vertrauen kann, schützt die Bevölkerung wirklich, besonders die jungen unter ihnen. Wer heute von Verschärfung spricht, sollte daran denken: Fortschritt heißt nicht, alles zu erlauben, sondern zu verstehen.
